Bin gegen halb fünf am Morgen aufgebrochen, weil ich schon stundenlang wach gelegen hatte. Porto ist mein nächstes Ziel, 721 km. Obwohl die Menschen in Bilbao freundlich waren, geht mir Spanien
auf den Senkel. Oder ich gehe mir selbst in Spanien auf den Senkel. Ein Missmut hat mich ergriffen, über den ich mich selbst wundere. Alles ist mir zu viel, nervig, eng, umständlich: mein Auto,
meine (Un)Ordnung, der fehlende Platz.
Jetzt mache ich Pause, um zu schlafen, es ist gegen neun. Hier ist eine andere Zeitzone, daher ist es eine Stunde früher als in D. Es regnet und ich werde noch das Fahrrad abdecken, bevor ich
schlafe. Dann habe ich noch drei Stunden Fahrt vor mir.
Die Tage gehen dahin, und ich komme nicht zu mir selbst.
Hoffentlich ist Porto eine schöne Stadt...
Naja, geht so. Aber doch sympathisch. Nach sieben Stunden Fahrt durch verregnete Berge und einsame Hochebenen bin ich zwei, drei Stunden durch die Stadt gelaufen, habe Espresso getrunken und
etwas gegessen. Da war nichts, das mich beeindruckt hätte. Das Stadtzentrum ist kaum als solches erkennbar. Viele Geschäfte und Häuser stehen leer. Die kleine Fußgängerzone in der Innenstadt und
die vielen kleinen Läden gefallen mir. Ähnlich wie in Italien gibt es noch jede Menge Inhaber-geführte Geschäfte und viele Bäckereien und Cafés, in denen man sehr günstig speisen kann: Suppe 1,10
bis 1,50 €, Gebäck mit Kaffee 1,75 €. Das schont die Kasse und lädt ein. Und Friseure („cabeleireiros“) bieten ihre Dienste ab fünf Euro für „corto“ an. Das werde ich in den nächsten Tagen gern
in Anspruch nehmen.
Anschließend durch den Berufsverkehr aus der Stadt hinaus, irgendwo ans Meer. Ich fahre spontan in San Félix ab, weil ich das Schild „Playas“ lese. Am Strand gibt es eine Pizzeria, wo ich eine
Pizza Sandra bestelle, Nr. 68 auf der Karte: Thunfisch, Zwiebeln, Knoblauch, Paprika. „Seven Minutes“, sagte die Bedienung. Während ich warte, geht die Sonne unter. Sie verschwindet genau in dem
Moment, als ich die Pizza erhalte. Ich setze mich sogleich an den Strand und nehme ein Stück nach dem anderen aus der Pappschachtel, das ich im Abendwind abkühlen lasse. Es fehlt nur ein bisschen
Kräuterwürze, sonst ist sie gut, wie in Italien. Ich verspeise sie im letzten Licht der untergegangenen Sonne bis auf einen kleinen Rest, den ich mir für morgen aufhebe. Dazu trinke ich einen
Amarone von Lidl, der zwar 15,5 % mitbringt, ansonsten aber enttäuscht. Wenigstens war er 30 % im Preis gesenkt.
Ich gehe noch einmal zurück und sage der freundlichen jungen Frau auf italienisch, dass es eine „buona pizza“ war. Sie ist sichtlich erfreut. „Obrigada“, sagt sie und lacht.
Langsam bessert sich meine Laune. Morgen werde ich das Auto aufräumen und auch die Elektrik prüfen, denn die Bordbatterie lädt nicht auf. Da muss sich ein Kabel gelöst haben. Vielleicht bessert
sich meine Laune ja dann. Immerhin ist Wein hier angenehm günstig, wie ich gesehen habe.
Ich bin selbst erstaunt, wie unwillig ich über den Umbau des Autos denke. Statt mich an der neuen Einrichtung zu freuen, sehe ich nur, was nicht funktioniert und was mich stört. Und das ist nicht
wenig. Manches funktioniert nur bedingt oder erfordert weitere Arbeiten. Das Bett ist bequem, nimmt aber zu viel Platz weg, vor allem in der Höhe.
Ich habe Vieles nicht mitgenommen, was ich brauchen könnte, und Manches dabei, das ich besser zurück gelassen hätte. Weiß man immer erst hinterher. Naja, Einiges hätte ich mir denken können:
Kamera vergessen, Schlafsack und Biwaksack vergessen, Yogamatte wieder rausgenommen (hätte unter der Matratze keinen Platz weggenommen), so kann ich nicht am Strand schlafen. Die Heizung ist
ständig im Weg, weil sie so groß ist, der Drucker nimmt Platz weg, das Licht ist noch nicht fertig installiert, die Fenster lassen sich nicht alle verdunkeln, weil ich die Original-Vorhänge nicht
anbringen kann (wo sind die verdammten Schrauben mit den Druckknöpfen?) und bis auf einen auch gar nicht dabei habe. Ich habe keine kurzen Hosen, kaum T-Shirts, kein Poloshirt, nur zwei
kurzärmelige Hemden. Und tagsüber soll es bald warm werden. Ich habe mir beim Packen dieses schöne Wetter einfach nicht vorstellen können.
Naja, Hauptsache, ich bin hier. Alles Weitere kann man organisieren. Ich merke aber, dass ich nichts mehr organisieren, nichts mehr regeln will. Es geht fast über meine Kräfte.
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