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Ich kann nicht mal genau sagen, warum, aber das ist eine Auswahl aus meinen Lieblingsfilmen (hab nicht alle aufgeführt, weil sie mir nicht sofort eingefallen sind). Sie haben mich beeindruckt. Manche (Tod eines Killers, Koyaanisqatsi) habe ich vor Jahrzehnten gesehen und nie vergessen.

In allen geht es um Leben, Liebe und Tod. Vielleicht sind sie mir deshalb so wichtig. Weniger mag unterhaltsam sein, kann aber nicht so in die Eingeweide fahren.

Mir ist wichtig, dass ein Film in irgendeiner Form wahrhaftig ist, dass er mir etwas über mich, die Menschheit oder das Leben sagt. Etwas, das ich kenne und das gleichzeitig darüber hinaus geht.

Ich mag intellektuelles Gerede nicht, unglaubwürdig übertriebene Charaktere, herablassenden Umgangston, der nur auf überlegener Stärke (oder Körperkraft) beruht. Absurder Humor kann funktionieren, wenn sich der Film selbst nicht ernst nimmt und die Witze originell sind (Die nackte Kanone, Tote tragen keine Karos). Und natürlich schaue ich sie am liebsten im englischen Original. 

 

Koyaanisqatsi (1982)

Ein Film, der nur mit Bildern, Musik und Soundcollagen erzählt. Und das so eindringlich, dass man in einen meditativen Sog gerät, der alles Andere vergessen lässt. Wie er gemacht ist hat mich mehr beeindruckt als jeder andere Film zuvor. Die Bilder erzählen etwas, das in Worten ausgedrückt niemals so intensiv wirken könnte. Dazu passt die minimalistische Musik von Philipp Glass mit ihrer Eindringlichkeit, wie man sie selten im Kino erlebt. Besonders die Sequenz am Schluss werde ich nie vergessen.

Regisseur Godfrey Reggio hat einige Jahre als Mönch gelebt, das hat wohl dazu beigetragen, dieses Meisterwerk so stark werden zu lassen. Er hat sich sechs Jahre Zeit gelassen, ihn fertigzustellen.

Das erste Mal habe ich den Film in meiner Studentenbude auf einem winzigen Schwarz-Weiß-Fernseher gesehen, 1982 oder 1983. Doch selbst damit war schon nach den ersten Sekunden alles um mich herum vergessen. Ich starrte mit offenem Mund zwei Stunden lang auf die kleine Mattscheibe. Naja, nicht ganz...

Später bin ich jedes Mal hin, wenn der Film in einem Kino lief, und habe in der ersten Reihe gesessen, um die Bilder so groß wie möglich zu erleben. Und es ist ein Erlebnis.

Reggio hat zwei weitere Filme in dieser Art gemacht (Powaqqatsi, Naqoyqatsi) sowie Anima Mundi, sein Kameramann, Ron Fricke, hat ähnliche Filme produziert (Baraka, Samsara), die ebenfalls sehr beeindruckend sind, wenn auch nicht ganz so intensiv wie Koyaanisqatsi.

Gerade heute, angesichts der Klimakatastrophe, ist er so aktuell wie nie zuvor, denn er zeigt die Auswirkungen des menschlichen Tuns auf die Umwelt und auf unsere Gesellschaft in beeindruckender Fülle und Intensität.

 

Hell or High Water (2018)

Ein moderner Western, so unerbittlich wie das Leben auf dem Land in Texas. Zwei Brüder rauben Banken aus, um die Farm ihrer verstorbenen Mutter abzuzahlen. Die Zeit drängt, denn es droht die Zwangsenteignung.

Die Musik ist der Hammer. Wer sich den Soundtrack anhört, bekommt schon beim ersten Stück (Comancheria) die volle Packung. Das ist die Stimmung dieses Filmes. Genial. Packend. Überwältigend wie das Schweigen der Wüste.

 

Casablanca (1942)

Unerreichte Ikone der Schwarz-Weiß-Ära, der erste (bis auf wenige Szenen) komplett im Studio gedrehte Film. Ingrid Berman ist so erschütternd schön, Humphrey Bogart und Claude Rains so sagenhaft zynisch und weltgewandt. Geniale Dialoge, tolle Charaktere, wunderbare Atmosphäre. Ein Drehbuch, das am Set unter größtem Druck zuende geschrieben wurde, aber unglaublich gut. Bogart hielt den Film zunächst für das Ende seiner Karriere, weil die Dreharbeiten so chaotisch waren. Und dann machte er ihn zum Weltstar.

 

Avanti, avanti! (1972)

Eine Komödie vom Allerbesten, mit wunderbaren Dialogen, Figuren und Handlungswendungen. Der Sohn eines verstorbenen amerikanischen Millionärs (Jack Lemmon) fliegt nach Ischia, um den Leichnam des Vaters in die Staaten zu holen. Dabei begegnet er einer jungen Engländerin (Juliet Mills), die ihre verstorbene Mutter nach Hause holt. Er erfährt, dass sein Vater und ihre Mutter seit Jahren ein Verhältnis hatten: Sie trafen sich jedes Jahr für drei Wochen auf Ischia.

Wie das geschildert wird, welche Schwierigkeiten sich ergeben und was sich daraus entwickelt, das ist so herzerfrischend menschlich und komisch, dass ich kaum einen schöneren Film kenne. Da werden unsere Schwächen so liebevoll auf die Schippe genommen, wie man es selten sieht.

Der Film (Regie: Billy Wilder) entstand auf der Grundlage eines Theaterstückes, das merkt man den messerscharfen Dialogen an, bei denen jedes Wort sitzt. Und die Darsteller sind wunderbar, besonders Clive Revill als Hotelmanager Carlo Colucci ist ein schauspielerischer Genuss erster Güte. Aber alle scheinen ihren Spaß an dem Film gehabt zu haben, so leicht und beschwingt und sympathisch, wie er herüber kommt. Nicht eine Sekunde der über zwei Stunden ist langweilig.

Übrigens ist die deutsche Synchronisation so gut gelungen, dass sie mir besser gefällt als das englische Original.

 

Tod eines Killers (1964)

Nach einer Kurzgeschichte von Ernest Hemingway. Warum läuft ein Mann (John Cassavetes) nicht davon, als zwei Killer ihn aufspüren und erschießen? Diese Frage lässt einen der Auftragsmörder (Lee Marvin) nicht los. Er beginnt zu ermitteln und stößt auf einen Raubüberfall, dessen Geld noch irgendwo sein muss.

Der Film hat seine Längen, aber die Szenen mit Lee Marvin sind genial.

 

No Country for Old Men (2007)

Ein Mann (Josh Brolin) findet einen Koffer voll Geld neben einem Toten in der Wüste. Er nimmt den Koffer und begeht damit einen tödlichen Fehler. Drogengeld geht nicht verloren. Ein soziopathischer Killer (Javier Bardem) nimmt die Verfolgung auf. Geniale Typen, brettharte Dialoge, unerbittliche Konsequenzen. Nach einem Roman von Cormac McCarthy. Er sagt über seine Motivation als Schriftsteller: Wenn es nicht um Leben und Tod geht, wozu sollte man darüber schreiben?

So isses. Aber dann ist da noch

 

The Big Lebowski (1998)

Der Dude, ein schräger Vogel (Jeff Bridges), hat denselben Namen wie ein Millionär, dessen junge Frau einem Gangster Geld schuldet. Die Verwechslung bringt eine Story in Gang, die absurder und komischer kaum sein könnte. Im Mittelpunkt steht dabei der Dude, dessen Teppich geklaut wird. Dabei hielt er doch wirklich den Raum zusammen ("It really tied the room together!").

Und doch schafft es der Dude durch seine gelassene Art, alles irgendwie ins Reine zu bringen, auch wenn dabei ein Freund auf der Strecke bleibt (nicht seine Schuld).Bridges, John Goodman, Steve Buscemi, Julianne Moore und weitere hervorragende Darsteller machen den Film bis in die Nebenrollen zu einem Kaleidoskop schrulliger Typen. Schon die ersten drei Minuten sind voll hintergründigem Humor und Andeutungen, die später wieder aufgegriffen werden. "This will not stand, this aggression will not stand!"

Der totale Kultfilm der Brüder Coen, die einige hervorragende Sachen auf die Leinwand gebracht haben, so auch

 

Burn after Reading (2008)

Ein absurder Reigen um einen zwangspensionierten CIA-Mann (John Malkovich), der von zwei Idioten erpresst wird, die seine Memoiren für ganz heißes Spionagezeugs halten (Frances McDormand, ein genialer Brad Pitt). Nichts passt zusammen, alles läuft aus dem Ruder, am Ende kann man nur den Kopf schütteln über all die Wahnsinnsfügungen, die einen hochspannenden und abgrundtief absurden Spionagethriller ergeben. Fast so genial wie

 

O Brother, where art thou? (2000)

Ein hintergründig komischer, schöner Film, der bisweilen albern ist, aber dabei nie lächerlich wird.  Herrlich schrullig.

 

True Grit (2010)

Ein Anti-Western um ein 14-jähriges, ziemlich ausgebufftes Mädchen, das einen abgehalfterten Marshal (Jeff Bridges) anheuert, um den Mörder ihres Vaters zu finden. Tolle Story, tolle Schauspieler, knochenharte Handlung, die durch ihre untertriebene Darstellung unter die Haut geht. Ein wohltuender Kontrast zu der Superheldenscheiße, die seit Jahren die Kinos überschwemmt.

 

Michael Clayton (2007)

Ein Anwalt für spezielle Fälle (George Clooney) gerät in eine gefährliche Falle, die ihn fast das Leben kostet. Nichts ist mehr das, was es scheint. Spannend, zynisch, ernüchternd, aber großes Kino.

 

Die Iden des März (2011)

Ein Präsidentschaftsanwärter (George Clooney) in den USA scheint alles zu haben, was man für den Wahlsieg braucht. Doch dann findet sein Wahlkampfleiter (Ryan Gosling) heraus, dass er mit einer Praktikantin ein Verhältnis hat –  derselben, mit der auch er eins hat. Hinter der perfekten Fassade liegt die Moral in Trümmern. Ein Film von beklemmender Logik, zynisch und brutal, und deshalb leider nur allzu wahr.

 

The Bourne Identity (2002)

Der erste Film einer Reihe, die nur aufgrund des Erfolges dieses Films nachgeschoben wurde. Zurecht. Auch wenn jede Folge ein wenig schwächer war als die vorhergehende – wer intelligent gemachte Spannung mag, wird diese Filme lieben.

Jason Bourne (Matt Damon) treibt im Meer und weiß nichts über sich, als er gerettet wird. Mit Hilfe einer jungen Frau (Franka Potente) gelingt es ihm, Puzzlestücke über seine Identität zu finden, die ein verwirrendes Bild ergeben – ein Bild, das ihm überhaupt nicht gefällt.

 

Se7en (1995)

Zwei Polizisten (Morgan Freeman, Brad Pitt) jagen einen Mörder (Kevin Spacey), der seine Opfer als Symbole für die Todsünden benutzt und mit ihnen grausige Bilder inszeniert. Für das letzte der sieben Bilder hat er sich etwas Besonderes ausgedacht: Er benutzt den jüngeren Polizisten (Pitt), um diese Sünde zu begehen.

 

Fight Club (1999)

Ein hervorragend ins Bild gesetzter Film (Regie: David Fincher) mit tollen Schauspielern (Brad Pitt, Edward Norton, Helena Bonham-Carter und weiteren), doppeldeutig bis zum Schluss. Herrlich anarchisch, bretthart und von teils absurder Komik.

 

The Matrix (1999)

Kaum ein Film hat so viele andere beeinflusst wie dieser. Kleidung, Atmosphäre, Musik – alle Details wirken hier zusammen und schaffen eine Science-Fiction-Welt, die die meisten anderen Filme des Genres wie Spielerei wirken lässt. Packende Handlung und umwerfende Bilder. Ein Meisterwerk, gegen den die Sequels II und III leider nur trauriger Mist sind. Wer sich ein bisschen mit indischer Philosophie und Psychologie der Wahrnehmung auskennt, wird den Film besonders zu schätzen wissen.

 

Interstellar (2014)

Ein Science-Fiction-Film mit Tiefgang. Vor allem aber ein Film über die Liebe zwischen Vater und Tochter, die ans Herz geht.

 

Shine (1996)

Geoffrey Rush spielt den schizophrenen Pianisten David Helfgott – und auch alle Klavierstücke darin. Ein beeindruckender Film über den psychischen Zusammenbruch eines jungen Mannes, der dennoch zu einem gefeierten Pianisten wird.

Rush ist ein Genie. Seine Charakterstudien sind wunderbar ehrlich, er ist ein begnadeter Schauspieler. Weitere Glanzleistungen liefert er in Shakespeare in Love (1998) und The King's Speech (2010).

 

Chocolat (2000)

Ein in Frankreich und England gedrehter englischer Spielfilm in umwerfend schönen Bildern. Juliette Binoche in der Hauptrolle ist umgeben von Weltstars in Nebenrollen (Judi Dench, Johnny Depp). Eine junge Frau zieht mit ihrer Tochter in ein kleines französisches Städtchen, das von einem strenggläubigen Bürgermeister kontrolliert wird. Als sie eine Confiserie mit Schokoladenspezialitäten eröffnet, wird das als sündhaft und unzüchtig angesehen, und damit auch sie selbst. Doch bald stellt sich heraus, was Schokolade alles bewirken kann, wenn man sie nur richtig einsetzt.

Hier stimmt jede Besetzung, die Atmosphäre ist – bei aller Ironie – dicht und glaubhaft, Juliette Binoche ist hinreißend. Ein wunderbarer Film.

 

Wie im Himmel (2004)

Ein schwedischer Film um einen Dorfchor, der zu einem Wettbewerb fährt. Ein gefeierter Dirigent, der völlig überarbeitet ist und Ruhe braucht, lässt sich darauf ein, ihn zu leiten. Die Story lotet die Beziehungen der Dorfbewohner untereinander aus, bringt verborgene Dramen ans Licht, menschliches Versagen und unerfüllte Wünsche, und doch geht es weiter, denn wir sind wie wir sind, und wir können nicht stehenbleiben bei unseren Schwächen. Und so entwickelt sich der kleine Dorfchor, indem sich seine Mitglieder verändern. Ein berührendes Stück Kino mit tollem Soundtrack.

 

 


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