Spät, aber relativ konsequent

Die Regierungen in Europa haben spät gehandelt, dann aber konsequent. Wir alle haben eine Weile gebraucht, um zu begreifen, was sich abspielt. Und unsere Regierung wollte keinen Unmut in der Bevölkerung, daher hat man lieber abgewartet.

Andere Länder waren erheblich erfolgreicher bei der Bekämpfung des Virus. Taiwan, Südkorea, Hongkong und Singapur haben erstaunlich niedrige Zahlen vorzuweisen, selbst Japan. Alles extrem dicht besiedelte Städte und Länder. Dort hat man früher und rigoroser gehandelt. Aber auch die Bevölkerung hat schneller mitgezogen als bei uns. Noch immer sieht man hier relativ Wenige mit Atemschutzmasken beim Einkauf.

Hand aufs Herz: Wie hätten wir reagiert, wenn man uns vier oder gar acht Wochen früher nach Hause geschickt hätte? Waren wir damals schon so weit? Entsprechende Warnungen wurden schon im Januar ausgesprochen. Und tragen wir Masken? Warum nicht?

Was ich dringend vermisse, sind die Tests. Ich wollte mich testen lassen, um zu wissen, ob ich positiv bin. Warum? Wenn ich infiziert bin und überstehe die Krankheit, dann bin ich anschließend (höchstwahrscheinlich) immun. Dann könnte ich im Krankenhaus oder wo auch immer helfen, ohne Gefahr für mich oder andere. Aber nein, ich wurde weggeschickt, weil ich woanders wohne. Das Krankenhaus in meiner Stadt war allerdings nicht auf einen Test vorbereitet. Nach einer Stunde warten (draußen vor dem Krankenhaus) bin ich wieder gefahren. Ich habe den Verdacht, dass ich infiziert bin, also meide ich derzeit jeden persönlichen Kontakt.

Je mehr Menschen die Infektion überstanden haben, desto mehr können wieder aktiv werden, andere entlasten, die notwendige Versorgung sicherstellen. Das wird umso wichtiger, je mehr erkrankt sind.

Ohne Tests an der Bevölkerung herrscht zu viel Unsicherheit. In Südkorea werden jeden Tag 10.000 Tests durchgeführt. Offenbar ist man dort erheblich besser organisiert als bei uns. In den USA wurden bis Mitte März 11.000 Tests gemacht. Insgesamt. Bei 350 Millionen Menschen.

Schaut man sich an, wie die Verantwortlichen im österreichischen Ski-Ort Ischgl abgewartet haben, bis alles zu spät war, versteht man die Unaufhaltsamkeit der Ausbreitung. Sie haben durch ihr Zögern die Erkrankung von vielen Tausenden und den Tod von Hunderten Menschen in vielen Ländern zu verantworten.

Jeder Einzelne von uns trägt dazu bei, wie sich die Situation weiter entwickelt. Es steht außer Frage, dass wir nur durch Disziplin das Schlimmste verhindern können. Eigentlich eine alte deutsche Tugend.

Halten wir den Ball flach, und die Kurve mit den Infektionszahlen.