Kontraste

Soeben habe ich einen Online-Artikel im britischen "Guardian" gelesen, geschrieben von einem jungen Arzt. Er arbeitet auf einer Intensivstation, wo er sich um drei Patienten kümmert.

Sein Arbeitstag ist zwölf Stunden lang. Keiner seiner Patienten redet mit ihm, denn sie sind alle nicht bei Bewusstsein. Er kann kaum mehr tun als Medikamentenzufluss regeln, Druckstellen vermeiden, Bettzeug wechseln, Temperatur, Puls und Atemfrequenz kontrollieren, Augentropfen geben, Patienten auf den Bauch drehen, wenn sie noch schwerer atmen als sonst.

Die Hälfte der Belegschaft bleibt mittlerweile zuhause, weil sie infiziert ist oder Angst hat. Die Übrigen arbeiten umso mehr. Zahnärzte und Physiotherapeuten helfen aus.

Was er schreibt, geht unter die Haut.

Am Ende kommt er zu dem Schluss, dass jedes Leben zählt. Und dass die Ärzte und Pfleger alles ihnen Mögliche tun, um für sie da zu sein.

Ein bewegender Bericht und ein Plädoyer für Solidarität. Ich wünsche mir, dass wir lernen, über uns hinauszudenken. Über unsere Bequemlichkeit, unsere Angst, unsere Landesgrenzen. Dass wir uns als eine große Gemeinschaft Verschiedener finden, die sich nicht mehr über die Verschiedenheiten, sondern über die Gemeinsamkeiten definiert. Denn davon gibt es weitaus mehr.

Dann wären wir an dieser Krise wirklich gewachsen.


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