Karfreitagsstille

Mein Bruder hat mich auf www.worldometers.info aufmerksam gemacht. Daten zur Menschheit sind dort in laufenden Zählern wiedergegeben: Geburten und Todesfälle weltweit, Verschuldung, Hungertote. Die Zähler laufen zum Teil schneller als man schauen kann.
Natürlich sind die Angaben nicht live, man hat Statistiken ausgewertet und die Zahlen auf Tage, Stunden und Sekunden umgerechnet. Aber es ist erschütternd zu sehen. Ein Leben? Statistisch schneller überrollt als man sehen kann. Ein Tod? Nicht anders.

Wenige Minuten vor zehn Uhr morgens sind bereits über 150.000 Menschen geboren worden. Allein heute. Über 67.000 sind heute schon gestorben.

Angesichts dieser Zahlen fällt Corona nicht ins Gewicht.
Ich sitze heute morgen in der Sonne, während es noch ziemlich kalt ist, um die sechs Grad. Der Vogelgesang, das Licht, der wolkenlose weite Himmel – ich spüre nichts von den Dramen in der Welt. Und doch verhungert alle drei Sekunden ein Mensch irgendwo, werden in denselben drei Sekunden Dutzende geboren.
Es ist völlig absurd. Aber ist es deshalb auch egal? Sollen wir deshalb gleichgültig sein?
Wir begreifen das ganz Große nicht. Unser Verstehen ist begrenzt auf einen bestimmten Ausschnitt in der Skala zwischen dem sehr Kleinen und dem Universum. Was wir anfassen können, das können wir begreifen. Alles Andere ...
Die Frage ist: Welchen Blick auf die Dingen wollen wir haben? Und wo können wir, wollen wir etwas bewirken in dieser Welt?

World-o-meter um 9:55 Uhr
World-o-meter um 9:55 Uhr
... und kaum fünf Minuten später
... und kaum fünf Minuten später

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